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Centner solcher Gußwaaren, wovon die leichtesten yi0 Loth, die schwer-
sten 40 Centner wiegen.
An der Berliner Universität wirken über 100 Lehrer und jähr-
lich wohnen über 2000 Studenten den Vorlesungen bei. Die Bib-
liothek der Universität zählt mehr denn 600,000 Bände; und wer da
etwas Tüchtiges lernen will, dem fehlt es hier nicht an Gelegenheit.
23. Frankfurt an der Oder.
Leopold von Braunschweig.
Frankfurt an der Oder ist nächst Berlin und Potsdam in Hin-
sicht der Bevölkerung die größte Stadt Brandenburgs. Sie liegt in
einer angenehmen Gegend, worin Anhöhen, Wiesen, Getreidefelder, Wein-
berge und Obstgärten abwechseln und die Stadt umgeben. Auf der
Ostseite strömt die Oder vorbei, über welche hier eine 250™ lange,
hölzerne Brücke führt und die auf der rechten Oderseite gelegene Damm-
vorstadt mit der übrigen Stadt verbindet. Merkwürdig ist das dem
Herzog Leopold von Braunschweig errichtete Denkmal, an der
Stelle, wo er am 27. April 1785 in den Fluthen umkam, indem er
bet einer großen Oder-Überschwemmung einigen vom Wasser, eingeschlos-
senen Vorstädtern Hülfe zu bringen versuchte. Bei dieser Überschwem-
mung eilte er nämlich an das Ufer, bot anfangs den dastehenden Leuten
ansehnliche Belohnungen, wenn sie die Unglücklichen retten wollten. Um-
sonst, die Gefahr war zu groß; niemand wollte sein Leben wagen. „Nun,
so will ich hingehen!" rief er und sprang in einen Kahn, ohne sich durch
alles Bitten der Leute abhalten zu lassen. Anfangs ging es glücklich,
und schon glaubte man, die kühne That werde gelingen; unglücklicher
Weise aber blieb der Kahn an einem Weidenbaume hangen und schlug
um, und der menschenfreundliche Herzog ertrank in der tobenden Fluth.
Die Stadt Frankfurt errichtete ihm daher das erwähnte Denkmal; ein
schöneres Denkmal aber ist die zu seinem Gedächtniß gestiftete Fr et-
schule für mehr als 300 Kinder, die am Jahrestage seines Todes ge-
speist und zum Theil mit Büchern und Kleidungsstücken beschenkt werden.
Wie heissen die Regierungsbezirke der Provinz Brandenburg? — Wie ist
der Boden in der Provinz beschaffen? — Wie heisst der Hauptfluss der
Provinz? — Nenne seine Nebenflüsse! — Von welchem Flusse ist die Spree
ein Nebenfluss? — Gieb von allen Flüssen an, in welcher Richtung sie
Messenl Wie heisst die Hauptstadt der Provinz? — Wie viel Einwohner
hat Berlin? — Nennt andere bemerkenswerthe Städte! — Wie viel Provinzen
und wie viel Regierungsbezirke kennt ihr nun? — Wie heissen sie? —
Zeichnet jetzt die Provinz Brandenburg auf die Tafel! —•
Beschreibet sie! —
2ä. Die Provinz Pommern.
Die Provinz Pommern ist nur schwach bevölkert, da sie auf 575
Quadratmeilen nur stark 1,431,000 Einwohner zählt. Sie wird in
die drei Regierungsbezirke: Stettin, Köslin und Stralsund ein-
getheilt. Das Land ist eine niedrig gelegene, meist sandige Ebene zu
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Braunschweig Leopold Leopold_von_Braunschweig Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankfurt Berlin Potsdam Brandenburgs Frankfurt Berlin Pommern Stettin Stralsund
44
Lehrstand. Zu ihm gehören: die Lehrer in den Volks-,
Bürger- und Gelehrtenschulen oder den Gymnasien, in den
Gewerbeschulen und auf den Hochschulen oder den Universitäten.
In den Volksschulen werden die Kinder vom 6. bis zum 14. Jahre
unterrichtet und erhalten diejenige Bildung, die keinem Menschen fehlen
sollte, um ein nützliches Mitglied in der Familie, in der bürgerlichen
und kirchlichen Gemeinde und im Staate zu werden — eine Bil-
dung, welche für jede höhere die Grundlage enthält. In den
Bürger- oder Realschulen wird diese Bildung für solche gestei-
gert, welche sich den höheren Gewerben, der Kaufmannschaft oder dem
Handel u. s. w. widmen wollen. Die Gymnasien werden von
denjenigen jungen Leuten besucht, die einst Beamte, Richter, Ärzte,
Geistliche u. s. w. werden wollen. Nach ihrer Entlastung von
dem Gymnasium besuchen diese die Universität und bereiten sich
hier für ihren bestimmten Beruf vor; sie heißen dann Studenten,
und ihre Lehrer heißen Professoren. Außer den genannten Unter-
richtsanstalten giebt es noch Seminarien für Geistliche und
Lehrer. Auch die Geistlichen gehören zum Lehrstande, denn sie
unterrichten nicht allein die Jugend in der Religion, sondern verkündigen
von der Kanzel herab, am Krankenbette u. s. w. auch den Erwachsenen
Gottes Wort, und spenden ihnen die Heilsmittel der Kirche. In Schule
und Kirche ist also der Lehrstand unablässig thätig, die Mitglieder des
Staates das Wahre vom Falschen — das Rechte vom Unrechten —
das Gute vom Bösen unterscheiden zu lehren: sie zu unterweisen in
ihren Pflichten gegen sich selbst, gegen ihren Nächsten und gegen
Gott, kurz sie durch Unterricht und Erziehung geistig tüchtig zu
machen, in ihrem Lebensberufe das erkannte Gute überall zu thun
und das Böse überall zu meiden. Dem preußischen Staate gebührt
der Ruhm, seit einer Reihe von Jahren durch Gründung muer Unter-
richtsanstalten, namentlich der Lehrer-Seminarien und durch die
Vermehrung der Volksschulen, so wie durch Einführung eines re-
gelmäßigen Schulbesuchs aller Kinder sehr viel gethan und edle,
menschenwürdige Bildung unter seinen Bewohnern verbreitet zu haben.
Aber trotz Kirche und Schule giebt es leider viele Menschen, die
nicht thun, was recht und gut ist, die gegen die Gesetze han-
deln, und Vergehen und Verbrechen verüben. Solche zu strafen
und unschädlich zu machen, und die guten Bürger in ihrem Leben,
ihrem Eigenthum und ihrer Ehre zu schützen, ist die Sache und die
Pflicht der Obrigkeit. — Ihre Mitglieder heißen im Allgemeinen
Beamte (Staatsbeamte), und diese sind wieder theils poli-
zeiliche, theils richterliche, theils verwaltende. Die Verwal-
tungsbeamten sind die Vorsteher des Staates, der Provinzen,
der Regierungsbezirke, der Kreise, der Gemeinden; sie haben die
bestehenden Gesetze zur Ausführung zu bringen, und über deren Beobach-
tung zu wachen. Die Polizeibeamten haben die Vergehen gegen
das Gesetz anzuzeigen, die Verbrecher zu verhaften und den Gerichten
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Lehrers, durch Vergleichung, durch Zeichnung, durch die Karle").
.Aber" — sagt W. Prange in dieser Beziehung sehr treffend — ^der
Lehrer muß die Kinder Karten lesen lehren und zu diesem Behufe dergleichen
zeichnen lassen. Hier bedarf es: vormachen, aus die Spur helfen, Blick und
Urtheil dirigrren, das Finden und Treffen vermitteln. Wer gut zu zeigen, zu
betrachten, zu gliedern, zu folgern, anzuwenden, jeden Schüler ins lebendige
Interesse zu ziehen, alle im Geist an der Hand mit offenen Augen auf der
Erde herumzuführen versteht, so daß jedem das Herz fröhlich und das Auge
bohrend wird: der trifft im geographischen Unterricht das Rechte in seinen
Mittheilungen." Und — fügen wir hinzu — erst dann, wenn dieses
„Rechte" — nicht bloß im geographischen, sondern im weltkundlichen
Unterricht überhaupt — bereits genossen ist, d. h., wenn der bezügliche
Unterrichts gegenständ wenigstens in seinen Hauptzügen und Beziehungen
schon vorher von den Schülern aufgefaßt ist — erst dann sollen (können)
die entsprechenden Lektionen im Lesebuche mit lohnendem Erfolge gelesen
werden. Denn nur in dem Grade, in welchem es hierbei von Seiten des
Lehrers weniger zu zeigen, zu erklären, ins Gedächtniß zurück
zu rufen giebt, in eben dem Grade wird der Schüler auch nur befähigt
sein, durch das Lesen selbst im Zusammenhange zu empfinden, zu
verstehen, (nach-) zu denken und sich für die neuen Erkenntnisse möglichst
richtige Formen anzueignen — sich sprachlich zu vervollkommnen.
Der beste Probirstein, ob das „Rechte" getroffen ist oder nicht, ist wohl der,
die Kinder am Schluffe eines jeden Ganzen nicht bloß den neuüberblickten
Erdraum nach dem vor ihren Augen durch die Hand des Lehrers entstan-
denen Bilde aus ihre Schiefertafel oder in ein dazu bestimmtes Heft zeichnen,
sondern auch über jede in diesem Raume gewonnene neue Erkenntniß sich
mündlich und dann schriftlich aussprechen zu lassen — und eben in
dieser Weise benutzt, trägt der weltkundliche Unterricht wieder wesentlich zur
Vereinfachung des ganzen Unterrichtswesens bei, indem er das geeignetste
Material für die Aufsatzübungen der Volksschule liefert, in welcher man
am sichersten durch Reproduciren zum Produciren gelangt. Die unter
den k. Lektionen stehenden Fragen und Aufgaben enthalten Fingerzeige zu
diesem Zwecke. — Ein Schüler, der im weltkundlichen Unterricht über Natur
und Menschheit sich geordnet und klar auszudrücken gelernt hat, der wird sich
in seinen spätern Berufsverhältnissen auch in den sogenannten Geschäfts-
aussätzen: Zeugnissen, Ouittungenrc. schon zurechtzufinden wissen. Diese
sind für gut geführte Schüler ja nur neue Formen, und da rm letzten
Schuljahre von dem Lehrer leicht über jede Art derselben Musterbeispiele gege-
den werden können, so ist ein Anhang von dergleichen Geschäftsaussätzen, wie
ihn noch manche Lesebücher liefern, hier für überflüssig erachtet worden.
Anlangend den Sprachunterricht, so sind die Musterstücke'von
L. Kellner an denjenigen Stellen, wo sie mit dem weltkundlichen, dem
Realunterricht in Beziehung stehen, aufgenommen. Sie enthalten eine
Grundlage für den gesammten Sprachunterricht und bieten die
!ur Entwickelung der Sprachgesetze erforderliche lebendige An-
chauung. Eine fruchtbringende Behandlung dieser Musterstücke setzt aber
reilich für den Lehrer eine genaue Bekanntschaft mit der Methode des
Sprachunterrichts von L. Kellner, wie er solche in seinem „Prakti-
schen Lehrgang" dargelegt hat, voraus, und kann hier, der Kürze halber,
nur auf das hierüber im Vorworte des „Lehr- und Lesebuchs für dre Mittel-
klassen" bereits Gesagte verwiesen werden. Ein besonderes Jnhaltsverzeichniß
der re. Musterstücke in derjenigen Reihenfolge, wie sie, ohne Rücksicht auf ihre
Stellung im weltkundlichen Unterricht, Leim Sprachunterricht nach ein-
ander vorgenommen werden, enthält nicht allein die nähere Angabe dessen,
was in jedem Musterstücke entwickelt werden soll, sondern auch rücksichtlich der *)
*) An den nöthigen Karten: des engern und weitern Vaterlandes, des Erdthetls und der
Erde (in Ermangelung eines Globus) darf es selbstverständlich nicht fehlen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
69
sende sich nicht mehr zu fürchten: jene Schiffe widerstehen dem heftigsten
Sturme. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer
befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und
flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem
klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es nur
selten zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht-
licher Größe, fängt man jährlich eme ungeheure Menge sogenannter
Blaufellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach
einer solchen Nahrungsquelle auch viele flschfreffende Vögel, Reiher,
Strandläufer, sogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees
sind sanft aufsteigend und herrlich mit Früchten, Obst und Wein an-
gebaut. Die höheren Berge der Schweiz erblickt man nur in der Ferne.
Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche
in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin
liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön
es an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf ver-
schiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im
Süden^die.schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und
Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande
daran stößt.
"Wiederliolungssragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
Ss Das Königreich Würtemberg.
(24.)
Das Königreich Würtemberg liegt östlich vom Großherzogthum
Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem
Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten
Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und
Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall;
denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalkstein-
gebirge, mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das
Ländchen.
Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen
Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben
sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf
den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,818,000
Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear-
beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn
auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in
der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die
schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer
große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre
schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gut-
müthig klingt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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89
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten
wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie
kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie
•viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel
Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie
Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde
sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! —
Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes
Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r -
reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871
wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten
Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen
Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west-
lichen? — Südlichen? — Östlichen?
Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders
auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung
und Hauptstädte!
Ii. Me Natur Deutschlands.')
1. Die drei Naturreiche.
Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die
ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur-
Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte
sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben —
entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien.
Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera-
lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle
Pflanzen? — Wie alle Mineralien? —
A. Das Thierreich.
I. Säugethier e.
2. Das Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig
steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und
Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge,
das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren
spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr
wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals
*) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18
Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl
— nach Zeit und Umständen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Liechtenstein Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschland
103
Im Herbste versammeln sich die Schwalben in großen Schaaren,
üben sich einige Wochen vorher, als wollten sie sich auf die große Reise
vorbereiten, und verschwinden dann plötzlich über Nacht. Gewöhnlich
geschieht diese Abreise im September: ist die Witterung mild, im Ok-
tober. Zuweilen werden einige, wenn sie der Insekten wegen an Süm-
pfen und Flüssen zu lange verweilen, von der Kälte übereilt, erstarren
und versinken in dem Schlamm. Diese sterben und können im Früh-
jahr weder durch die Sonnenwärme noch durch künstliches Erwärmen
ins Leben zurückgebracht werden. Allein eben so, wie im Herbst einige
sich verspäten, kommen auch andere im Frühling zu früh an, werden
von Spätfrösten in Erstarrung versetzt und liegen in einer Art von
Scheintod da. Diese sind es, weil sie nur kurze Zeit in ihrem todt-
ähnlichen Zustande verbleiben, welche durch die belebende Kraft der
Sonne oder durch künstliche Wärme wieder erweckt werden können.
Die Schwalben gehören zu den allernützlichsten Vögeln, obwohl wir
sie weder essen, noch sonst etwas von ihnen benutzen. Sie vertilgen
eine Menge schädlicher Insekten, und wenn sie hin und wieder ein Bien-
chen wegschnappen, so will das nicht viel sagen, zumal da sie nur Droh-
nen und niemals die mit einem Stachel versehene Arbeitsbiene nehmen.
Der gemeine Mann erkennt dankbar den Nutzen der Schwalben an, in-
dem er sie hegt und pflegt und es gern hat, wenn sie an sein Haus
oder in seine Scheune nisten; sie sind ihm, gleich den Staaren, ge-
heiligte, unverletzliche Vögel. Auch ist es merkwürdig, daß die
Schwalbe eine solche Anhänglichkeit an menschliche Wohnungen hat, ja
zuweilen bei offenen Fenstern sich nicht scheut, in das Zimmer zu kommen.
18. Der Sperling, genannt Spatz.
Wer hat wohl noch keinen Spatz gesehen? — Das wäre mir ein
merkwürdiger Mensch, so viel er sich auch auf seine Kenntnisse einbilden
dürfte. Der Spatz gehört zu den Gassenbuben unter den Vögeln.
Er sieht auch gerade so aus. In seinem dicken Kopfe stecken ein Paar
rothe, freche Augen, denen man sogleich ansieht, daß er sich um keinen
Menschen bekümmere, und daß es ihm einerlei sei, was man von ihm
denke. Von Zucht und Ehrgefühl hat er gar keinen Begriff. — Zu
diesem dicken Kopfe paßt ganz sein plumper Schnabel und sein freches
Geschrei. Er giebt sich nicht die geringste Mühe, anständig zu sprechen,
sondern schreit in den Tag hinein, wie es ihm in die Gurgel kommt.
— Sein Anzug paßt ganz zu seinem Wesen, und Eitelkeit kann
man ihm nicht vorwarfen. Er denkt nicht daran, was er an hat. Ge-
wöhnlich trägt er eine grobe, graue Jacke, auf welcher man nicht leicht
Schmutzflecken sehen kann; daher genirt ihn dieselbe auch wenig, und
er treibt sich damit auf dem Miste, im Kothe, in Lachen und auf
Feldern herum. Händel hat er mit seinen Kameraden alle Augen-
blicke, und dabei giebt es ein Geschrei, daß man es im ganzen Dorfe
hört. — Vor den Menschen hat er nicht die geringste Scheu und Ach-
tung. Er drängt sich überall herbei und macht sein Nest, ohne dich
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
167
Erdarten bilden zunächst die Grundlage des Acker- und Gartenbaues,
denn in ihnen wurzeln der Pflanzen zahllose Arten. Wenn ihr im
Herbste einen Haufen Laub zusammenscharrt und bis zum nächsten Jahre
liegen laßt, so werdet ihr statt Laub einen Haufen Gewächs erde
(vegetabilische Erde) haben. Ebenso entsteht aus verfaullen Thieren
Thiererde (animalische Erde). Alles, was da lebt, wird wieder zu
Erde. — Die aus verwesten Thier- und Pflanzenkörpern entstandene
Erde heißt Humus oder Düngererde. Ist dieselbe mit Lehm, Sand
oder verwittertem Gestein vermischt, so nennt man sie Garten- oder
Dammerde, und das ist die Erdart, welche überall in Wäldern,
Wiesen, Äckern und Gärten die oberste Schicht und den fruchtbarsten
Ackerboden bildet.
Der Thon, dessen gröbere Sorten Lehm oder Lette heißen, ist
nicht so geeignet zum Ackerbau, weil er zu dicht ist, die Ausbreitung
der Wurzeln dadurch hindert, die Nässe zu lange behält und in der
Sonnenhitze zu einer allzu festen Masse wird. Allein zur Verbesserung
des durchfälligen Sandbodens wird er vortheilhaft angewendet. Dieser
landwirtschaftliche Nrrtzen der Thonerde wird noch übertroffen von
dem gewerblichen Gebrauche, den man von der Thonerde beim Bauen
und bei der Töpferei macht. Als Lehm wird sie zum Tünchen der
Fußböden und beim Holzbau zum Aussetzen der Wände gebraucht. Noch
besser werden beim Fachwerksbau die Öffnungen oder Felder mit Lehm-
steinen ausgemauert; ja man baut sogar ganze Häuser aus solchen ge-
formten und getrockneten Lehmsteinen, die aber freilich nicht gut Nässe
vertragen können und leicht Risse bekommen. Sonst zeichnen sich solche
Gebäude durch ihre Wärme aus; denn es ist eine Eigenschaft des
Lehms, daß er Wärme und Kälte nicht leicht durchläßt. Aus diesem
Grunde mauert man auch Kessel mit Lehm ein und überzieht Backöfen
damit. Vorzüglich dient der Lehm zur Ziegelbrennerei, und zwar werden
aus ihm Dach- und Mauerziegel gemacht, die um so besser sind,
je mehr sie der Hitze ausgesetzt werden. Die Güte der Ziegeln läßt
sich nicht sowohl aus der Farbe, etwa, daß dieselben recht dunkel-
roth aussehen, als vielmehr aus dem mehr oder minder hellen Klange
erkennen.
Der Töpferthon ist bedeutend feiner und reiner als der Lehm
und stählt sich fettig an, wenn er gehörig geschlemmt und geknetet wor-
den ist. Er bedarf aber auch großer Biegsamkeit und Geschmeidigkeit,
wenn die Hand des Töpfers daraus auf der einfachen Drehscheibe, die
mit den Füßen in Bewegung gesetzt wird, Töpfe, Schüsseln und Teller
von den verschiedensten Formen bilden sollen. Ist der Thon gut, und
geräth das Geschirr im Brennofen, so muß es einen hellen Klang
haben und darf nicht leicht zerbrechen. Die Glasur des irdenen Ge-
schirres geschieht durch geschmolzene Mineralien, vornehmlich aber durch
Bleiglätte.
Die Porzellanerde ist der feinste Thon, der noch dazu sehr kunst-
gemäß zubereitet werden muß. In China und Japan in Asien kannte
189
sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen und sich durch das
Andenken wohlbestandener Kämpfe beseligt fühlen würden.
Die Priester, Druiden, wurden, als die Diener der Götter, hoch
geachtet und waren im Besitz von mancherlei Kenntnissen, auch der so-
genannten Runenschrift. Als die Lehrer, die Weifen, die Ärzte
des Volkes belehrten sie ihre Schüler über den Lauf der Gestirne, über
die Größe der Welt und über die Natur der Götter, Menschen und
aller Dinge. Hauptsächlich suchten sie den Glauben an die Unsterblichkeit
der Seelen zu befestigen, dadurch die Todesfurcht zu vermindern und
die Tapferkeit zu befördern. Sie waren auch wohl zugleich die Dich-
ter und Sänger des Volks, Barden und Skalden genannt, die
das Heldenthum und die Gottheit in kräftigen Liedern feierten, welche
dann vom Volke bei fröhlichen Gelagen, vor der Schlacht u. s. w. ge-
sungen wurden. In sehr hohem Ansehen standen auch die Priesterinnen
und Seherinnen, Alrunen, welchen man besonders die Gabe der Weis-
sagung zuschrieb, und die fast göttlich verehrt wurden.
2. Hermann -er Cheruskerfürst.
(9 n. Chr.)
Um die Zeit der Geburt Christi, als Augustus römischer
Kaiser war, kamen die Deutschen in Gefahr, von den Römern unter-
jocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau war Deutsch-
land unter römische Herrschaft gekommen, und an deren Ufer hatten die
Römer bereits Colonien (Pflanzorte), Städte und Festungen an-
gelegt. So sind die jetzigen Städte Köln, Koblenz, Mainz, Augs-
burg (d. t. Augustusburg) von den Römern erbaut worden. Man
führte römische Gesetze ein und behandelte diese Länder als römische
Provinzen.
Aber damit begnügte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch
das Innere der deutschen Wälder erobern. Er schickte darum seinen
Stieffohn Drusus gegen die Chatten (Hessen), Brukterer, Marsen,
Ch erusker u. a. deutsche Völkerschaften. Schon war dieser tief ins Land
gedrungen, als ein riesenhaftes Zauberweib sich vor ihn stellte und
ihm drohend die Worte zurief: „Wohin noch strebst du, uner-
sättlicher Drusus? Alle unsere Länder möchtest du sehen,
aber das Schicksal will es nicht. Fliehe von dannen!" Ge-
schreckt wich Drusus zurück, und mit seinem Rosse stürzend, fand er den
Tod. Vergebens suchte sein Bruder Tiberius diese Völker an sich
zu locken, und später wurde Varus als Statthalter an den Rhein
geschickt. Dieser kluge Mann sollte die deutschen Wilden an römische
Sitten gewöhnen, indem er hoffte, daß sie ihre Freiheit jener Cultur
opfern würden.
Varus verlegte sein Hauptlager auf das rechte Rheinufer, brachte
ihnen allerlei Geschenke und nahm viele in römische Kriegsdienste. Er
ward aber bald dreister, verlegte sein Lager bis über die Weser ins
Land der Cherusker und fing, durch Sogest, ein verrätherisches
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_-er_Cheruskerfürst Augustus Augustus Drusus Drusus Drusus Tiberius Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rheine Donau Koblenz Mainz Augustusburg Hessen Rhein
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ltert." Was muß also den Ausschlag geben?, Prüfung, ob man die
Kräfte habe zu dem, was man wagen will, Überlegung, wie es anzu-
fangen sei, Benutzung der günstigen Zeit und Umstände, und hinten-
nach, wenn man sein wüthiges A gesagt hat, ein besonnenes B und
ein bescheidenes C. Aber so viel muß wahr bleiben: Wenn etwas
Gewagtes soll unternommen werden und kann nicht anders sein, so ist
ein frischer Muth zur Sache der Meister, und der muß dich durch-
reißen. Aber wenn du immer willst und fängst nie an, oder hast du
schon angefangen, und es reut dich wieder und willst, wie man sagt,
auf dem trocknen Lande ertrinken, guter Freund, dann ist „schlecht ge-
wagt, ganz verloren".
4. Rom ist nicht in einem Tage erbaut worden.
Damit entschuldigen sich viele fahrlässige und träge Menschen, welche
ihr Geschäft nicht treiben und vollenden mögen und schon müde sind,
ehe sie recht anfangen. Mit dem Rom ist es aber eigentlich so zuge-
gangen: Es haben viele fleißige Hände viele Tage lang vom frühen
Morgen bis zum späten Abend unverdrossen daran gearbeitet und nicht
abgelassen, bis es fertig war und der Hahn auf dem Kirchthurm stand.
So ist Rom entstanden. Was du zu thun hast, mach's auch so!
5. Ende gut, alles gut.
Das ist nicht so zu verstehen: Wenn du ein Jahr lang in einem
Hause zu bleiben hast, so führe dich drei hundert vier und sechzig Tage
lang bengelhaft auf und am 31. December werde manierlich. Sondern
es giebt Leute, die manierlich sein können bis ans Ende, und wenn's
nimmer lang währt, so werden sie imgezogen, trotzig, sagen: Ich bin
froh, daß es nimmer lang währt, und die andern denken's auch. Für
diese ist das Sprüchwort.
Item, es giebt Dinge, ob sie gut oder bös' sind, kann erst das
Ende lehren. Z. B. du bist krank, möchtest gern essen, was dir der
Arzt verbietet, gern auf die Gaffe gießen, was du trinken mußt, aber
du wirst gesund; — oder du bist in der Lehre und meinst manchmal,
der Lehrherr sei wunderlich, aber du wirst durch seine Wunderlichkell
ein geschickter Weißgerber oder Orgelmacher; — oder du bist im Zucht-
hause, der Zuchtmeister könnte dir wohl die Suppe fetter machen, aber
du wirst durch Wasser und Brod nicht nur gesättigt, sondem auch ge-
bessert. Dann lehrt das Ende, daß alles gut war.
6. Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Mancher, der nicht an dieses Sprüchwort denkt, wird betrogen.
Aber eine andere Erfahrung wird noch öfter vergessen: „Manches glänzt
nicht und ist doch Gold," und wer das nicht glaubt, und nicht daran
denkt, der ist noch schlimmer daran. In einem wohl bestellten Acker,
in einem gut eingerichteten Gewerbe ist viel Gold verborgen, und eine
fleißige Hand weiß es zu finden und ein ruhig Herz dazu, und ein gutes
Gewissen glanzt auch nicht und ist dock mehr als Goldes werth.
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und der neugewählte Kaiser, Karl V., hatte einen Reichstag nach Worms
ausgeschrieben (1521), auf welchem neben vielen weltlichen, besonders
die kirchlichen Angelegenheiten geschlichtet werden sollten. Fast alle
deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat
der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er
bewies, daß Luther wirklich Säße lehre, die von der Kirche verdammt
worden seien. Dann setzte er hinzu, „es sei durchaus zwecklos, ihn
nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich
durchaus von niemandem belehren lasse, sondern bei seinen Jrrthümem
hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser
vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen
Lehren schon so viele Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen
bei. Der Kurfürst von Sachsen wurde jetzt aufgefordert, Luther zum
Reichstage zu schicken. Dieser trat, nach Zusicherung eines freien Ge-
leites, am 4. April die Reise an. Am 16. April kam er in Worms
an. Die erste Frage, welche man in der glänzenden Versammlung vor
dem Kaiser, 6 Kurfürsten, 24 Herzogen, 8 Markgrafen, 30 Bischöfen
und vielen Prälaten und Gesandten an Luther richtete, war: ob er die
Bücher — welche man ihm vorzeigte — für die seinigen anerkenne;
und als er sich für deren Verfasser bekannte, fragte man ihn weiter:
ob er bereit sei, ihren Inhalt zu widerrufen. Er bat sich Bedenkzeit
aus, und als er am folgenden Tage seine Grundsätze vertheidigt hatte,
wies er die Aufforderung zum Widerrufe mit der Erklärung von sich:
„sein Gewissen erlaube ihm nicht zu widerrufen, so lange er nicht über-
zeugt sei, daß seine Meinung der Bibel widerspräche." Er schloß mit
den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!
Amen." — Nun entließ man ihn mit dem Bescheide, daß er das
Weitere abzuwarten habe. Auf seiner Rückkehr ließ ihn sein Beschützer,
der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf das Schloß Wartburg
bringen. Dann wurde gegen ihn die Reich sacht ausgesprochen, so
wie gegen alle die, welche ihm anhangen oder ihn schützen würden
Sein Aufenthalt auf der Wartburg wurde vor Freunden und Feinden
sorgsam verborgen gehalten. Seine Gegner hielten ihn für todt; er
aber übersetzte dort die Bibel in die deutsche Sprache. Später verließ
er wider den Willen des Kurfürsten die Wartburg, eilte nach Witten-
berg und eiferte hier acht Tage nach einander in Predigten gegen die
Gewaltthaten, welche Karlstadt, Luthers Freund, daselbst verübt
hatte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg, von wo aus sich seine
Lehre in Norddeutschland nach und nach über Sachsen, Thürin-
gen, Hessen, Mecklenburg, Braunschweig und Brandenburg
verbreitete, und in Süd deutsch land auch Eingang fand in die Städte:
Frankfurt a. M., Nürnberg, Augsburg, Straßburg u. s. w. Im Jahre
1546 starb Luther auf einer Reise zu Eisleben; der Kurfürst von Sachsen
ließ ihn zu Wittenberg begraben. Die Anhänger Luthers erhielten dm
Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß des Reichstages
zu Sveier (1529), der alle Neuerungen in kirchlichen Dingen bis zur
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Karlstadt